Konzertbericht zu Black Sabbath im Hallenstadion, Zürich · 20.06.2014
Unsterbliche Klassiker
Trotz fortgeschrittenen Alters, Drogen- und Alkoholexzessen haben Black Sabbath einen überragenden Gig abgeliefert und allen die definitive Antwort auf die Frage „Wer hat’s erfunden?“ gegeben. Kleiner Tipp: Es waren nicht die Schweizer.
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Irgendwie ist das ja witzig, dass ausgerechnet ein Vertreter der sogenannten Grunge-Welle aus den Neunzigern den Anheizer für die erste Metal-Band der Welt macht. Wie oft hab ich wohl den Scheiß gehört, der Grunge habe den Metal getötet… alles Bullshit. Leute, hört Soundgarden zu, dann merkt ihr vielleicht, dass die erstens ganz schön heftig sind und zweitens auch recht heftig bei Black Sabbath geklaut haben. Oder meinetwegen sich haben inspirieren lassen.
Aber nein, auf dem Heimweg muss ich mir dann von kaum volljährigen Lederhosenträgern (bei knapp 30 Grad, wohlgemerkt) wieder anhören: „Mann, die langweilige Grunge-Band, da schläft dir ja das Gesicht ein…“. Aber bestimmt haben sie brav das „Iron Man“-Riff mitgesungen. Gott, ich kann’s nicht mehr hören.
Genug gemeckert, deshalb lass ich mich auch nicht über die Leute in der Reihe vor mir aus. Lieber Black Sabbath abfeiern, die haben’s nämlich verdient. Ozzy singt annehmbar (für mich gibt’s keine Anzeichen von Playback, aber ich halte die Hand nicht ins Feuer), Tommy Clufetos spielt, wie er soll, nämlich wie Bill Ward, aber mit mehr Power und Durchhaltevermögen. Aber die Essenz von Black Sabbath sind für mich Tony Iommi und Geezer Butler. Wie kann man nur so cool sein? Gut, hätte ich diese Ansammlung Götter-Riffs geschrieben, würde ich mir diese Frage nicht stellen.
Ich hätte auch nicht erwartet, dass „War Pigs“ gleich als Erstes kommt. Den besten Song bringt man nicht als Opener. Ich seh auch nicht ein, warum unbedingt immer „Paranoid“ als Letztes gespielt werden muss. Als ob Deep Purple all ihre Konzerte mit „Smoke on the Water“ abschliessen würden. (Nein, tun sie nicht.) Erst recht seh ich nicht ein, warum von „Sabbath Bloody Sabbath“ nur das Intro-Riff angespielt wird, um eben in „Paranoid“ überzuleiten. Und dass ich „Iron Man“ mittlerweile langweilig finde, hat wohl jeder schon gemerkt.
Die neuen Songs vom Album „13“ können halt leider auch nicht mit den Klassikern mithalten. Aber welcher Song kommt schon gegen das Zwei-Riff-Monster „Black Sabbath“ an?
Nostalgie mal beiseite: Das hier ist eine verdammt arschtighte Performance. Man hätte all die Klassiker ja auch kopfvoran in den Sand setzen können. Ich war skeptisch, zugegeben, aber wollte einfach einmal im Leben noch Black Sabbath sehen, bevor einer von ihnen den Löffel abgibt. Und bereuen brauche ich nichts. Im Gegenteil, ich würde jederzeit wieder gehen. Diesmal bitte keine Sitzplätze in der hintersten Reihe.