Konzertbericht zu Dark Tranquillity im Schüür, Luzern · 12.11.2014
Sound ist auch wichtig
Der eigentlich gut gespielte Gig von Dark Tranquillity wird durch einen extrem miesen Sound komplett zerstört.
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Amoral aus Finnland sind auf der einen Seite technisch extrem versiert, vor allem der Leadgitarrist Ben Varon, der sich einiges (bis hin zur Solopose: linkes Bein auf die Monitorbox, Gitarre auf den linken Oberschenkel, Oberkörper zur Gitarre hin) von Alexi Laiho abgeschaut hat. Auf der anderen Seite sind ihre Songs von einer undefinierbaren Melancholie und ohne Wiedererkennungswert. Und das ist mir wichtig. Sogenannt „atmosphärische“ Bands, die ein „Gefühl“ oder halt eben „Atmosphäre“ transportieren sollen, finde ich oft langweilig. Beispiele, die mir spontan einfallen, sind Anathema und Sólstafir. Und jetzt eben Amoral. Die eigentlich recht beeindruckende Grunzstimme von Ari Koivunen wird für meinen Geschmack auch viel zu selten eingesetzt.
Auf Dark Tranquillity habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind. Letztes Mal habe ich sie leider verpasst. Cool, es gibt einen Countdown auf dem Backdrop! Als der auf Null steht, kommt noch ein Intro, und dann… nur Drums und Keyboards? Wo sind die Gitarren?
Ja, Niklas Sundin und Martin Henriksson stehen auf der Bühne und spielen, und wenn Martin Brändström gerade die Finger von den Tasten nimmt, hört man sie auch. Sonst kaum. Brändström ist zwar mittlerweile einer der Hauptsongwriter, aber das ist doch kein Grund…
Nein, dieses totale Soundfiasko ist eindeutig die Schuld des Mischers. Nach einer halben Stunde und „The Magic and the Mundane“ wird’s dann besser. Endlich hört man, wie geil diese Band ist. Die beiden Klampfer sind jetzt nicht gerade die aktivsten Leute auf der Bühne (das ist Mikael Stanne), aber ihre Riffs tragen die Musik. Der fehlende Bass macht sich irgendwie nicht bemerkbar – wahrscheinlich bedient Brändström Basspedale. Die Gesangeinlage einiger Frauen im Publikum klingt so verdammt gut, dass ich erst glaube, sie sei eingespielt. Ha, das wird geil…
Oder es wäre geil geworden, wenn denn der Mischer irgendwann aufgehört hätte, die Gitarren lauter zu machen! Aber so matscht der Sound immer übler, die schrillen Peavey-Amps rasieren einem die Ohren ab, und Stannes Stimme verschwindet im Brei. Ich geh mal etwas nach hinten, vielleicht ist’s da besser… nö, im Gegenteil. Nach vorne komm ich jetzt auch nicht mehr, da ist es zu eng. Geh ich halt mal raus…
Und als ich zurückkomme, ist der Gig schon fast fertig. Wie bitte? Kaum 75 Minuten? Davon die Hälfte mit Dreckssound? Und die minutenlangen „We Want More!“-Schreie ignorieren? Leute, Leute, das ist eines Headliners nicht würdig.