Amorphis live in Wien

Die guten Darbietungen von Amorphis, Soilwork, Jinjer und Nailed to Obscurity am Samstag standen in ziemlichem Kontrast zur Location, der Ottakringer Brauerei. Alles zum Konzertabend lest ihr hier.

Amorphis live in Wien

Samstag Abend, Ottakringer Brauerei in Wien: Die Metalgemeinde hatte sich zuhauf an besagter Location eingefunden, um dem hochkarätigen Band-Package bestehend aus Amorphis und gleich drei Supportbands beizuwohnen. Der Weg zum ausverkauften Konzertraum sollte jedoch nicht ganz ohne Umstände zurückgelegt werden. Dies war mein erstes Konzert in der Brauerei, dementsprechend musste erst mal der Eingang gesucht werden, die Taschenkontrolle musste ich gleich zwei Mal ansteuern, da man die Jacke verpflichtend (und kostenpflichtig) abgeben musste und kam nach einigen Abzweigungen und Stufen endlich in der Halle an, wo mir auf den letzten Metern schon die ersehnte Livemusik entgegen schallte. Endlich.

Die für 18.15 Uhr angesetzte Show der Opener Nailed To Obscurity war bereits gut besucht. Die Ostfriesen bescherten dem Publikum einen vergleichsweise eher gemächlicheren Einstieg und beeindruckten mit doomigem Melodic Death Metal sowie wunderschön anzusehenden Haarprachten. Nach einem halbstündigen Set, in dem natürlich auch neue Songs des kürzlich veröffentlichten Albums Black Frost nicht fehlen durften, wurde es schon wieder Zeit für die Verabschiedung und die Formation aus Deutschland verließ unter Applaus und Jubelrufen die Bühne.

Mit Jinjer im Anschluss schnellte das Stimmungsbarometer direkt weiter in die Höhe und blieb bei "Abriss" hängen. Nach dem kometenhaften Aufstieg dürften sie mit dem Konzert am Samstag nun auch in Wien den kleineren Locations wie etwa dem Viper Room endgültig entwachsen sein, wie bereits der aufbrandende Jubel zeigte, als die Ukrainer um 19.00 Uhr die Bühne erklommen. Who Is Gonna Be The One lud zum großen Pit ein, Pisces entlockte dem Saal freudige Juchzer und eine Gänsehaut nach der anderen beim andächtigen Lauschen von Frontfrau Tatiana Shmaylyuks unvergleichlicher, kraftvoller Stimme und mit gleich vier Songs hatte die Band fast die komplette neue EP Micro mit im Gepäck. Sit Stay Roll Over und ein entsprechend großer Pit schlossen das viel zu schnell verflogene Set gebührend ab. Immer wieder eine Freude, Jinjer beim Spielen zuzusehen.

Auch bei Soilwork sollte die Partystimmung weitergehen. Da sich Soilwork und Amorphis die Headliner-Slots teilen, kam man bereits bei den schwedischen Melodic Death Metal-Urgesteinen in den Genuss eines etwas längeren Sets. Zur Freude des mittlerweile brechend vollen Saals ließen sich bereits im ersten Drittel einige alte Kracher und neue Hits finden, die die Betriebstemperatur weiter steigerten. Gefeiert wurde in üblicher Soilwork-Manier, Frontmann Björn „Speed“ Strid mimte den Animateur, Lead-Gitarrist Sylvain Coudret poste und schnitt eine Grimasse nach der anderen und auch im Publikum tat sich einiges an Bewegungsfreude auf. Zur Verabschiedung hatten Soilwork dann noch ein besonderes Song-Trio parat, um das Set gebührend abzuschließen. Mit Witan wurde nochmal ein besonderes Schmankerl aus dem neuen Album Verkligheten pärsentiert, bei Stabbing The Drama verschmolz der Publikums-Chor zu einer Stimme und brüllte Frontmann Björn den Refrain lautstark entgegen und mit Stålfågel wurde die Performance mit einem weiteren neuen Hit gebührend abgeschlossen. Was für eine Show!

Da nachzuziehen, könnte so mancher Band vielleicht schwer fallen, die Finnen Amorphis schafften das jedoch wie immer spielend. Die Headliner des Queen Of Time-Tourstopps in Wien wissen nach bald 30 (!) Jahren Bestehen eben ganz genau, wie man das Publikum augenblicklich für sich gewinnt. So natürlich auch in der Ottakringer Brauerei geschehen - kein Wunder, ließ die Darbietung für Fans auch kaum Wünsche offen. Ein wunderschönes Bühnenbild mischte sich unter die stimmige Darbietung des Sextetts, die mit Frontmann Tomi Joutsens Stimme wunderbar ummantelt wurde und dem Publikum Textzeilen von Songs wie The Bee, Silver Bride oder Wrong Direction entgegen brachte. Ein letztes Mal wurde sich verausgabt, ehe das Set mit dem Zugaben-Doppel Death Of A King und dem Übersong House Of Sleep nach etwa 80 Minuten sein Ende fand und das glückliche Publikum an die angrenzenden Bars oder in die Winternacht entlassen wurde.

Auch das Verlassen der Location nach Konzertende ging nicht ganz reibungslos vonstatten. Tatsächlich musste ich noch nie minutenlang warten, um wieder zurück in den Merchandise- und Garderoben-Bereich zu kommen, da die Besucher aufgrund des begrenzten Platzes nur etappenweise wieder runtergelassen werden. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Ottakringer Brauerei kein besonders gut gewählter Austragungsort für Veranstaltungen in dieser Größenordnung ist. Die Bands des Abends nochmal anschauen? Gerne. Nochmal in der Ottakringer Brauerei? Muss nicht sein.

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